Die einen sagen, der Leithengst - andere behaupten:
" Das macht eine erfahrene Stute, der Hengst ist nur zum Beschützen da."
Woher kommen diese grundverschiedenen Aussagen? Das ist ganz einfach - solche Missverständnisse entstehen immer, wenn sich Menschen zu wenig Zeit zum Beobachten von Tieren nehmen und/oder nur das sehen, wovon sie schon einmal gehört bzw. gelesen haben.
Das ist nur zu verständlich, allerdings wird es zum Problem, wenn darauf Systeme zur Pferdeausbildung basieren. Daher hier einmal ein Beispiel, in dem es vollkommen anders ist und das uns vielleicht dazu bewegen kann die Welt (der Pferde) nicht immer schwarz oder weiß zu sehen.
Das Beispiel:
Herbst. Es ist diesig und windstill. Der Herdenverband ist entspannt. Das Meerwasser hat sich ungewöhnlich weit zurückgezogen. Es ist schon mehrere Jahre her, das der Sandboden hier zu sehen war. Die Jungtiere sind neugierig und erkunden das für sie bis dahin unbekannte Gebiet. Ganz vorsichtig laufen sie auf die lang gezogenen Sandbänke. Herde um Herde folgt ihnen, bis der gesamte Herdenverband (ein Herdenverband besteht immer aus mehreren Herden) eng zusammensteht.
Über eine Stunde sind die Pferde damit beschäftigt, intensiv soziale Kontakte zu pflegen. Fohlen untersuchen abgestorbene Baumstämme, Hengste spielen ausgelassen miteinander (auch erwachsene Hengste) und die Stuten relaxen ein wenig.
Dann, 1,5 Stunden nach diesem Ausflug geht ein Herdenhengst voran und sucht nach einem Weg durch den tiefen Morast. Wenig später folgt der gesamte Herdenverband - auch Leithengst und Leitstute.
Mein Fazit (aus 7Jahren Wildpferdebeobachtungen):
Echte Leittiere geben die Führung ab - viel öfter, als ich vermutet hatte.