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Vorsicht bei Insektenschutzmittel!

Verlauf einer allergischen Reaktion auf ein Insektenschutzmittel
mit anschliessendem bakteriellen Infekt

Die Fotostory dazu ist am Ende des Beitrags verlinkt

17.8.2017
Erster Test Insektenschutzmittel (Gel) an Hals & Schulter. Keine weitere Reaktion.

25.8.2017 ca. 10:00
Insektenschutzmittel vor dem Spaziergang im Gesicht & am Hals aufgetragen. Keine weitere Reaktion.
um ca. 17:00
Mein Pferd bildet im Gesicht Blasen. Die erste allergische Reaktion nach ca. 6h tritt ein.

26.8.2017 10:00
Die Blasen im Gesicht sind geplatzt und hinten links drückt sogar Lymphflüssigkeit aus dem Sprunggelenk. Ich kühle mit Wasser, der Tierarzt kommt und spritzt das erste Mal Kortison.
(24h nach Auftragen des Mittels).

27.8.2017 10:00
Tierarzt kommt und spritzt nochmals Kortison.
Nesselfieber zeigt sich im Hals und Bauchbereich.

28.8.2017 & 29.8.2017
Meinem Pferd geht es besser. Ich kühle täglich mindestens zwei Mal und das Nesselfieber geht zurück.

30.8.2017
Meinem Pferd geht so gut, dass wir sogar einen kleinen Schrittausritt machen. Ich kühle immer noch, da es sehr heiss ist. Ich habe ihm Zinksalbe eingestrichen.

31.8.2017 08:00
Mein Pferd hat wieder starkes Nesselfieber und Temperatur. Telefon mit dem Tierarzt und Kortisontabletten geholt. Eine Dosis um ca. 11:00 gegeben.

31.8.2017 15:00
Tierarzt kommt erneut und spritzt fiebersenkendes- und schmerzlinderndes Mittel (kein Kortison mehr gegeben)
Mein Pferd hat 39,7 Fieber!
Um 20:00 kommt der Tierarzt erneut, da das Fieber seit 17:00 wieder gestiegen ist und spritzt Antibiotika. Fieber ist bei 38,8.

1.9.2017 7:30
Mein Pferd steht schlotternd draussen an der Heuraufe im kalten Regenwetter. Es geht ihm sehr schlecht! Die Lymphflüssigkeit quillt überall aus dem Hals, Rücken, Schultern, Kruppe und aus dem Sprunggelenk hinten links. Das Pferdefell ist gelb! Er hat wieder 39,3 Fieber.

9:00 Tierarzt ist da und ordnet sofortigen Notfalltransport in das Tierspital an. Ich versuche in der Zwischenzeit die Beine zu kühlen, um das Fieber etwas zu senken. Der Kreislauf droht zu kollabieren. 39,9 Fieber steigt.

11:00 Die Grosstierrettung ist da, mein Pferd wird verladen und bereits im Anhänger während der Fahrt notversorgt.

12:00 Ankunft im Tierspital und erst mal in die Quarantäne, da erst abgeklärt werden muss, ob eine ansteckende Krankheit dahintersteckt. Der Kreislauf wird stabilisiert und erste Untersuchungen folgen.

13:00 Mein Pferd darf aus der Quarantäne, da eine ansteckende Krankheit ausgeschlossen werden kann. Es wird Blut entnommen und Medikamente gespritzt. In der neuen Krankenbox hängt er ab jetzt für 3 Tage am Tropf. Er wird nochmals gründlich gewaschen, damit das Insektenschutzmittel auch zu 100% vom Körper ist. Bereits unter dem Solarium drückt wieder die Lymphflüssigkeit aus allen Poren… Dank Antibiotika & Kortison ist er nun aber stabil.

2.9.2017 & 3.9.2017
Mein Pferd bekommt gute Pflege im Tierspital, viele Medikamente wie Antibiotika, fiebersenkende Mittel und Kortison und ich besuche ihn für einen kleinen Spaziergang und etwas Grasen 2x täglich. Die Haut am Hals fängt bereits an aufzuplatzen und juckt ihn wie verrückt.

4.9.2017 & 5.9.2017
Mein Pferd darf vom Tropf, da er seit Sonntag kein Fieber mehr hatte und stabil ist. Jetzt darf er seinen Kopf auch mal aus der Krankenbox strecken und als Erstes versucht er sich natürlich überall Linderung durch kräftiges Kratzen zu verschaffen. Auch das Wälzen im Spitalgarten ist nun täglich 2x Pflicht. Wenn er sich an mir schubbert, bleibt die halbe Haut an meiner Jacke hängen…
Am Schlauch ist er immer noch dick geschwollen. Es werden 3 Hautbiopsien entnommen und ins Labor geschickt. Die ganze Haut hat ihre Elastizität verloren, das Fellkleid hängt wie ein zu grosser Fellsack über das 'Hü' und wirft Falten.

6.9.2017
Die Ergebnisse der Hautproben kommen aus dem Labor. Keine Anzeichen für die Krankheit Pemphigus, aber eine bakterielle Hautenzündung höchsten Grades. Wir vermuten, dass diese Bakterien in die Haut gelangten, als die Blasen der allergischen Reaktion aufgeplatzt sind.
ca. 16:00 Mein Pferd wird nochmals mit Equimyl Shampoo gewaschen und darf nach Hause.

7.9.2017 bis 19.9.2017
Täglich 2x Antibiotika und jeden zweiten Tag Kortison. Da mein Hü vom Antibiotika extrem Durchfall hat, bekommt es auch noch Elektrolyth-Pulver. Equimyl Lotion wird grosszügig auf den verhärteten Hautstellen aufgetragen. Im Gesicht verliert er alle Haare und der ganze Körper juckt, schuppt und grosse Hautfetzen lösen sich vor allem im Halsbereich. Da er viel Salz verliert, beisst er am bisher verschmähten Mineralleckstein ganze Stücke ab.

20.9.2017
Nachkontrolle durch den Tierarzt. Das Blutbild ist in Ordnung. Antibiotika wird nun abgesetzt und das Kortison in kleinerer Dosis noch bis zum 4.10.2017 gegeben. Das Hautbild erholt sich langsam und es wachsen auch schon wieder neue Haare.

21.9.2017
Wir haben noch einen langen Genesungsweg vor uns, aber mein Pferd hat überlebt und das ist das Wichtigste. Tierarzt- Tierspital- und Notfalltransportkosten von insgesamt rund CHF 5000.- tun zwar weh, aber genau für solche Notfälle habe ich immer ein Polster für mein Pferd auf der Seite.

Was habe ich aus diesem Vorfall gelernt?
Allergische Reaktionen zeigen sich NIE nach dem ersten Mal!
Bitte ein neues Produkt immer mindestens 2-3x vorsichtig auf der Haut testen.

Mein ganzer Dank für die gute Betreuung geht an unser Tierarztteam, an das Grosstierrettungsteam und das ganze Tierspital.

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Kommentare

Da schuppt mir ja nur beim Lesen dieses Krankheitsverlaufs bereits die Haut ! Ist ja extrem, was Ihr durchmachen musstet; das wünscht man keinem Pferd und keinem Pferdebesitzer!

Aber vielleicht kann Dein Bericht ja dazu beitragen, dass anderen dieser Leidensweg erspart bleibt. Dass es lebensrettend sein kann, neue Produkte erst langsam anzutesten, war mir selber bislang zu wenig bewusst.