Die Vögel | 4my.horse

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Die Vögel

Vor einigen Tagen war ich mal wieder mit meiner Stute unterwegs.
Es war früher Abend und draußen war es ziemlich ruhig, aus der Ferne hörte man einzelne Autos auf der Landstraße und neben mir das leise Schnauben meines Pferdes.

Als wir den Hof verließen, hörte ich plötzlich merkwürdige Geräusche. Es hörte sich an wie Vögel, aber nicht ein Vogel oder vielleicht zwei, nein es war ein wildes Gewirr aus Vogelstimmen, wie ich es bisher nur aus Kindheitstagen aus der Vogelabteilung in der Zoohandlung kannte.
Ich war zunächst verwundert, ging davon aus, dass irgendwo jemand wohl sein Radio sehr laut aufgedreht hatte oder mit einem Handy herumspielte. Aber weit und breit war niemand. Da waren die Wiesen und in etwa 500 m Entfernung ein ca.10 m hoher Baum, weitere Bäume noch weiter weg.

Die Geräusche kamen eindeutig aus der Richtung des Baumes, also schaute ich intensiver dort hin, und sogleich kam ein riesiger Vogelschwarm aus dem Baum herausgeflogen und landete auf der Weide. Aber die Geräusche aus dem Baum hörten nicht auf, einzelne Vögel zogen nach und kurz darauf setzte der Vogelschwarm wieder zum Flug an und kehrte in den Baum zurück. Dieses Schauspiel konnte ich einige Male beobachten.

Also ganz ehrlich, das war zunächst ein bisschen gruselig. Ich mag Vögel, aber diese Situation hatte ich selbst noch nicht erlebt und mir war auch überhaupt nicht klar, wie viele 100 Vögel da wohl in diesem Baum sitzen mögen. Mir war nur klar, sie sind mehr als ich und in der Summe sind sie auch größer als ich. Das machte mir ein mulmiges Gefühl. Ich überlegte, ob es wohl besser sei, wieder umzukehren.
Meine Stute allerdings ließ sich von diesen Vögeln überhaupt nicht verunsichern, für sie schien das etwas völlig Normales zu sein. Hier am Niederrhein versammelten sich eben gerade die Stare, die nun zusammen in den sonnigen Süden fliegen wollten.
Sie hatte auch wenig Verständnis für mich, dass ich da so herumstand und glotzte.

Wir gingen also weiter und drehten eine Runde im fröhlichen Vogelgezwitscher.

Warum schreibe ich das?

Ich fühlte mich unsicher. Wegen ein paar Vögeln. Ich habe keine Angst vor Vögeln, ich halte sie grundsätzlich für nicht gefährlich und dennoch habe ich mich stark verunsichern lassen.

Wie mag es wohl unseren Pferden gehen, wenn sie mit etwas konfrontiert werden, dass sie nicht einschätzen können und das ihnen Sorge bereitet?

Wie mag es wohl sein, wenn ein Pferd bei einem Ausritt durch die Felder das erste Mal die Regionalbahn vorbeirauschen sieht?
Was, wenn es das erste Mal einen Regenschirm sieht, den ein Mensch gut festhalten muss, damit der Wind ihn nicht davonweht?
Und was würde ein Pferd wohl denken, wenn es das erste Mal einen Mähdrescher bei der Arbeit sieht?

Ich kann dir sagen: Hätte man mich nun in dieser Situation unter Druck gesetzt, bevor ICH für MICH entschieden habe, dass es sicher ist und ich weiter gehen kann, ich wäre sofort umgekehrt.
Und so geht es auch vielen Pferden.

In diesem Sinne: Guten Flug!

Linda Schüller

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Kommentare

Eigentlich ist es so einfach: In unserer Menschenwelt sind wir die Experten, in der Pferdewelt sind es unsere Pferde. ;-)
Wie schön, dass du durch ein so tolles Naturerlebnis daran erinnert wurdest. :-)