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Pferde raus!

von | Mrz 4, 2021 | Allgemein

Seit mehreren Jahrzehnten schon kämpft der Schweizer Tierschutz STS für eine artgerechte Haltung unserer Pferde. Die Kampagne «PFERDE RAUS!» ist ein weiterer wichtiger Schritt auf diesem langen Weg. Sie fordert und fördert den täglichen Auslauf der Pferde in der Gruppe. Neu dürfen nicht nur Hofbesitzer, sondern auch Pferdebesitzer das Versprechen abgeben.

Im Einsatz für die Pferde

Seit mehreren Jahrzehnten schon kämpft der Schweizer Tierschutz STS für eine artgerechte Haltung unserer Pferde. Die Kampagne «PFERDE RAUS!» ist ein weiterer wichtiger Schritt auf diesem langen Weg. Sie fordert und fördert den täglichen Auslauf der Pferde in der Gruppe. Neu dürfen nicht nur Hofbesitzer, sondern auch Pferdebesitzer das Versprechen abgeben.

Autorin: Monika Zech

Noch gibt es viel zu tun, damit alle unsere Pferde ein gutes Leben führen können. Obwohl inzwischen jeder wissen sollte, dass das Pferd ein typisches Herdentier ist und deswegen unbedingt mit Artgenossen zusammen sein sollte, fristen viele dieser Tiere ein trauriges Dasein in Einsamkeit und ohne nennenswerte Möglichkeiten, ihren naturgegebenen Bewegungsdrang auszuleben. «Mehr als fünfzig Prozent aller Pferde in der Schweiz sind in Einzelboxen eingestallt», sagt Zoologin Sandra Schaefler von der STS-Fachstelle Heimtiere/Pferde. Dort stehen sie 20 bis 23 Stunden am Tag, allenfalls können sie ein paar Schritte nach draussen in einen an die Boxen angrenzenden kleinen Auslauf machen. Aber der reicht nur gerade, um ein wenig frische Luft zu schnappen.

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Legal – aber nicht richtig

Auch wenn das keineswegs einer artgerechten Pferdehaltung entspricht – illegal ist das leider nicht. Schaefler: «Vorgeschrieben sind für ungenutzte Pferde bloss zwei Stunden Auslauf täglich auf einer minimalen Fläche, für genutzte sogar nur zwei Mal zwei Stunden pro Woche.» Mit der Kampagne «PFERDE RAUS!» kämpft der STS deshalb an vorderster Front dafür, dass die Haltungsbedingungen endlich den Bedürfnissen der Pferde angepasst werden. Wie ein Rückblick in die Geschichte zeigt, dauert der Kampf um einen besseren Umgang mit den Pferden schon mehrere Jahrzehnte.

Ausgebeutet und entsorgt

Bis ins 20. Jahrhundert hinein war das Pferd ein geschundenes Kriegs- und Arbeitsgerät. Die Tiere wurden zum Ziehen von schweren Fuhrwerken, zum Bestellen von Äckern und anderen schweren Arbeiten eingesetzt. Und bis zur Motorisierung kam keine Armee der Welt ohne Pferde aus. Der Zweite Weltkrieg gilt als der «grösste Pferdekrieg der Geschichte». Allein auf deutscher Seite wurden 2 800 000 Pferde eingesetzt, unzählige starben in diesem Krieg. Auch die Schweizer Armee rüstete damals ihren Pferdebestand massiv auf; nach dem Krieg wurden viele «entsorgt», weil sie nicht mehr gebraucht wurden. So wurden beim sogenannten «Pferdemord von Thun» 281 von 923 Pferden geschlachtet, was für einige Empörung in der Bevölkerung sorgte.

Stiftung für das Pferd

Dies sowie der Umstand, dass wegen der zunehmenden Motorisierung in Landwirtschaft und Transportwesen vielen Pferden die Schlachtbank drohte, rief den Pferdefreund und Journalisten Hans Schwarz auf den Plan. Er gründete 1958 die «Stiftung für das Pferd», die seither auf mittlerweile drei Gnadenhöfen in den jurassischen Freibergen ausgemusterten Pferden, Ponys und Eseln einen artgerechten Lebensabend bietet.

Der STS wiederum versuchte, auf der gesetzlichen Ebene eine Besserstellung für die Tiere zu erreichen. 1961 startete er eine Petition für ein eidgenössisches Tierschutzgesetz, fand in den Räten in Bern prominente Mitstreiter und konnte nach einigen Hindernissen im Jahr 1978 über eine deutliche Zustimmung des Stimmvolks zu diesem Gesetz jubeln.

Im Jahr 1981 trat das Gesetz und die dazugehörige Tierschutzverordnung in Kraft. Aber es sollte noch viele Jahre dauern, bis endlich auch die Pferde etwas davon zu spüren bekamen.

Tristes Boxenleben

Misshandlungen im Pferdesport

In den 1990er-Jahren wurden einige Skandale rund um den Pferdesport publik. «Im harten Kampf um Ehre und Gold», schrieb 1986 die «Schweizer Illus­trierte», «ist das Pferd für manche zur Maschine geworden.»

Es ging um terpentingetränkte Pferdebandagen im einen Fall, um Flaschendeckel unter den Bandagen in einem anderen. Es ging um Misshandlungen zum Zweck, dem Pferd beim Touchieren der Sprunglatte Schmerzen zuzufügen – und es aus Angst vor diesen Schmerzen davon abzuhalten. 1997 deckte der STS zusammen mit dem Filmemacher Mark Rissi einen weiteren Skandal im Trabrennsport auf: Den Pferden wurden die Zungen angebunden, die Köpfe hochgezogen und die Ohren mit Pfropfen zugestöpselt – alles, damit die Tiere schneller liefen.

Der STS forderte daraufhin ein Verbot von Zungenriemen und Ohrenstöpseln sowie generell eine klare Reglementierung für Hilfsmittel im Rennsport. Er erreichte, dass der Rennsportverband unverzüglich das Anbinden der Zunge und die Anwendung von Ohrenstöpseln verbot, obwohl die Exponenten vom Verband die Anschuldigungen weit von sich wiesen.

Austoben im Schnee

Die vergessenen Tiere

1997 gelangte der STS mit einer Petition mit über 70 000 Unterschriften an den Bundesrat. Thema: Die vergessenen Tiere. Darin forderte der STS den Bundesrat auf, umgehend Vorschriften zur Haltung von Pferden, Schafen und Ziegen zu erlassen. Der Grund: Diese Tiere waren bei der damaligen Revision der Tierschutzverordnung übergangen worden. Bei den Pferden forderte der STS, dass Folgendes verboten würde:

  • Anbindehaltung
  • Einzelhaltung ohne Sozialkontakt
  • das Barren
  • das Durchführen kosmetischer Operationen
  • das Abschneiden der Tasthaare
  • übermässige Beanspruchung
  • Strafen durch übermässiges Schlagen
  • Schläge auf den Kopf
  • grober Sporeneinsatz

Jungpferde auf der Fohlenweide

Neue Broschüre und PFERDE RAUS!

Doch erst bei der Gesamtrevision im Jahr 2008, nach mehreren Interventionen des STS, wurden erstmals spezifische Bestimmungen über den Umgang mit Pferden in die Tierschutzgesetzgebung aufgenommen. Unter anderem wurden endlich die Anbindehaltung und das Abschneiden der Tasthaare verboten sowie ein kleiner Auslauf pro Woche festgelegt, aber konkrete Vorschriften zum Umgang mit Pferden an Pferdesportveranstaltungen und im Training fehlten immer noch.

2014 schliesslich wurde den Forderungen des STS zumindest teilweise entsprochen, Rollkur und Barren wurden verboten. Der Schweizer Tierschutz STS hat die Entwicklung in der Schweiz im Bereich Tierschutz beim Pferd in einer neu publizierten, höchst interessanten Broschüre bis ins Jahr 2019 zusammengefasst (www.tierschutz.com/pferde).

Minimale Bewegungsvorschriften reichen nicht aus

Aus Sicht des STS reichen die minimalen Bewegungsvorschriften bei Weitem nicht aus, um die Bedürfnisse der Pferde zu erfüllen. Deshalb auch die Kampagne «PFERDE RAUS!».

Damit setzt der STS ­direkt auf die Pferdebetriebe und neu auch die einzelnen Pferdebesitzer. Sie können sich, wenn sie die Anforderungen des STS erfüllen, mit dem Label als «pferdefreundlichen Stall» oder «pferdefreundlicher Pferdebesitzer» in Form einer Plakette auszeichnen lassen.

Sie fungieren so als Botschafter für eine artgerechte Pferdehaltung.

Für Hofbesitzer kann die Auszeichnung als Orientierungshilfe für Kundschaft auf der Suche nach einem guten Reiterhof dienen.


Aktuell: Pferde raus!

Für täglichen Auslauf in der Gruppe. Der Schweizer Tierschutz STS empfiehlt: Mitmachen!

Für mehr Infos bitte hier klicken

Pferde raus!

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