Werbung

Seite auswählen

Werbung

Mit Pferden Schach spielen

von | Okt 30, 2021 | Psychologie

Ich soll nur Befehle ausführen? Auch Equiden haben eine eigene Meinung. So wie Eselstute Maya. Sie mag sich nicht nur den Parcours ziehen lassen und bringt das ihr zugeteilte Mädchen kräftig ins Schwitzen.

Ich soll nur Befehle ausführen?

Auch Equiden haben eine eigene Meinung

Autorin: Antoinette Hitzinger

Letzte Woche kam ein neues Kind zu unserem Eselmorgen. Ich teilte ihr unsere Eselin Maya zu und erklärte ihr, wie sie mit ihr durch den Parcours gehen solle. Bei dieser Führübung blieb Maya immer wieder stehen. «Sie läuft nicht!», so der etwas vorwurfsvolle Kommentar des Mädchens.

«Jaa», habe ich gesagt, «sie überlegt sich, ob das für sie einen Sinn ergibt. So sind die Esel, noch mehr als die Pferde. Sie denken nach und entscheiden sich dann.»

Am Ende des Eselmorgens sind die Esel sogar ohne Strick mit den Kindern über die kleinen Hindernisse mitgelaufen und die Freude war groß, bei allen.

Eselstute Maya

Pferde wollen ernst genommen werden

Es gibt aber auch Pferde, die gerne nicht nur gefragt werden, sondern die ihre Kooperation aufkündigen oder zu kämpfen beginnen, wenn sie nur Befehle ausführen sollen. Sie wollen diskutieren, denn ihre Meinung und Emotionen sollen ernst genommen werden.

Mein Huzule Parys ist ein Paradebeispiel dafür, was passiert, wenn solche Pferde durch viele – auch durchaus wohlmeinende – Hände und Trainerhände gehen, welche ihm zeigen wollen, wie er sich zu benehmen hat. Parys hat sich mit allen Hufen und Zähnen gewehrt oder sich «einfach» losgerissen und er hatte «Erfolg» damit. Einen “Erfolg” allerdings, der niemanden glücklich gemacht hat. Er erntete dafür Gewalt und Parys Weg führte schliesslich knapp am Metzger vorbei. Parys blieb zuletzt innerlich ziemlich «durch den Wind» zurück.

Pferde wie Parys brauchen zwar Klarheit, aber auch viel Zuhören.

Auch mein erstes Pferd Penta hatte einen solchen Charakter – genauso wie der Mustang und die Warmblutstute unserer Tochter. Diese Pferde gelten dann sehr rasch als schwierig. Ganz einfach, weil wir Menschen so gestrickt sind, dass erstmal jedes bisschen ‘nicht gleich funktionieren’ als «mühsam», «frech» oder «dominant» wahrgenommen wird und wir es weghaben wollen.

Bettina Bunne, die gerade einen Kurs für die Online-Akademie von Herzenssache Pferd gibt (ein echter Geheimtipp!), hat in unserem letzten Live-Treffen ihr Vorgehen mit solchen Pferden mit Schachspielen verglichen.

Sie sagt dazu:

Ich sage das beispielhaft: das ist immer so ein bisschen wie eine Schachpartie, eine gute Schachpartie.

Es geht nicht darum, den anderen Schach oder Matt zu setzen, auf gar keinen Fall.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Obwohl, der Rappe in dem Video, der wollte mich schon gern ein bisschen matt setzen. Aber er wollte mich ja nicht ganz platt machen; viele Pferde mögen es, zu diskutieren und sich darin auch zu präsentieren.

Sie mögen einfach nicht aalglatt sein, sie mögen auch nicht immer nur bockig sein. Aber sie mögen es, sich in einem Dialog auch so ein bisschen zu reiben.

Das haben viele Pferde. Das ist bei uns ja auch, sonst würden wir ja auch immer entweder sagen, «Ja, das machen wir», oder «Nein, das will ich nicht.»

Aber wir argumentieren auch. Warum? Weil wir natürlich in einer Diskussion Emotionen reinbringen können und eigene Gedanken. Und so ist es bei den Pferden eben auch und bei dem Schwarzen in dem Video ist es halt auch so.

Das ist kein böses Pferd, überhaupt nicht. Das ist eigentlich ein total verspieltes Pferd, ein sehr kluges, sehr neugieriges Pferd, welches super viel Energie hat und – weil er so ist wie er ist – nicht ausgelastet werden kann.

Wenn Mensch und Pferd nur Monologe führen

Also eigentlich führt der Rappe einen Monolog und für ihn führen Menschen halt auch einfach einen Monolog.

Wichtig ist, dass wir dann bewusst und ruhig handeln, ihn beispielsweise aus unserem Raum rausschicken, wenn er so distanzlos ist – das ist dann mein Schachzug – und ihm dann aber auch Zeit geben, mal drüber nachzudenken.

Was macht das denn gerade mit mir?

Das heißt, er ist erst mal mit sich selbst beschäftigt. Deswegen brauche ich auch nicht sofort nach irgendwas anderem zu fragen. Ich muss diesen Prozess, der da gerade stattfindet, stattfinden lassen, weil ER daraus seine nächste Entscheidung trifft.

Welcher Schachzug kommt jetzt von ihm? Und erst dann habe ich das Recht darauf, auf seinen Schachzug mit meinem nächsten Schachzug zu reagieren. Denn erst jetzt sind wir in einer Partie und ich habe es in der Hand – genauso wie er – dass die Partie gut wird.

Meine Höflichkeit besteht darin, dass ich nicht sofort nach etwas anderem frage. Nur weil ich könnte.

Parys

 

Dass ich nicht sofort sage: Hey, jetzt habe ich durch deine Reaktion erhalten, was ich wollte, jetzt kommt gleich das nächste. Im Gegenteil, ihr seht im Video, meine Körperhaltung wird genauso weich.

Daher stelle ich mich etwas runder hin und beharre nicht darauf, die Krone zu tragen, nur weil er sich gefügt hat. Es wäre falsch, nun damit zu beginnen, ihm nun alles zu diktieren, denn damit würde ich ihn sofort wieder auf die Palme bringen.

Der Weg auch aus solch unangenehmen Situationen hinaus führt dann bei mir über ein kluges Schachspiel, bei dem sich beide ernstgenommen fühlen. Dabei ist das Lesen der Körpersprache sehr wichtig. So können wir zu einem wunderschönen und auch schnellen Miteinander kommen.

20 mal versucht, 20 mal nichts passiert

Mir hilft dieses Bild total, gerade mit Parys, wenn ich bei mir selbst bemerke, dass ich mich immer wieder provozieren lasse oder mich ärgere, wenn 20 mal etwas gut geklappt hat und er sich beim 21sten Mal wieder versucht loszureissen oder mich bedrängt.

Dann bin ich schon wieder in meinem Ärger und die Wahrscheinlichkeit, dass ich überreagiere, wächst deutlich. Damit würde ich unser zart wachsendes, gegenseitiges Vertrauen wieder schwächen.

Dabei habe ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit in seiner Körpersprache Anzeichen übersehen, eben weil es ja die letzten 20 Mal keine Frage mehr war.

Die Pferde kommunizieren immer über die Körpersprache.

Wenn Du die beste Fortbildung ever in Körpersprache – wie eine Teilnehmerin den Kurs genannt hat – auch für Dich, Dein Pferd und Eure Verständigung möchtest, dann kann ich Dir von Herzen diesen Kurs “Blickschulung Körpersprache” empfehlen.

Blickschulung Körpersprache

Das könnte Dich auch interessieren:

0 Kommentare