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Let’s talk about Sex, Baby

von | Apr 19, 2024 | Psychologie | 0 Kommentare

Ein Blick ins Schlafzimmer der Pferde

Autorin: Steffi Kilcher

Nach dem Umzug meines Pferdes in einen neuen Stall integrierten wir meinen Wallach nach vier Tagen Abtrennung in die Herde. Einige Tage später bekam ich eine SMS, dass mein Wallach eine Stute „….häghäm…besprang.“ Ich meine so richtig, mit allem „drum und dran“.

Die Stutenbesitzerin wirkte sehr besorgt auf mich, denn sie fand es überhaupt nicht toll, dass mein Wallach ihre Stute deckte. Sie äusserte Bedenken. Der Rücken könnte durch das ständige Bespringen in Mitleidenschaft gezogen werden oder in der vaginalen Gegend könnte eine Entzündung entstehen! Denn die beiden trieben ihr Liebesspiel nicht einmalig, sondern mehrmals die Stunde. Herrje, was sollte ich da tun?

Kann zuviel Sex schädlich sein?

Ich machte mir stundenlang Gedanken darüber. Besprach es mit meinem Ehemann. Der fand es natürlich witzig…ist ja ein Mann.

War das nun ein ernst zu nehmendes Problem? War es an mir als Besitzerin eines sexuell aktiven Wallachs, nach Lösungen zu suchen? Welche Lösungen gab es denn? Ihn wieder zu trennen von der Herde?

Diese Option stimmte mich traurig. Irgendwie liess mich der Gedanke nicht los, dass es uns Menschen nicht wirklich was angeht, was hinter den „Schlafzimmertüren“ der Pferde passiert. Es ist für mich nicht etwa ein Tabu. Jedoch wird die Paarung in der Natur auch nicht durch uns Menschen kontrolliert und ich stelle da nichts Schlechtes dabei fest, wenn sich zwei Pferde seeeehr nahe kommen 🙂

Mit der Gewissenhaftigkeit einer Ethologin

Nun gut. Wie ich es als Ethologin gelernt habe, begab ich mich am nächsten Tag ins Geschehen und setzte mich zum Beobachten an den Rand der Herde.

Das Schauspiel liess nicht lange auf sich warten. Die rossige Stute suchte die Nähe meines Wallachs und das Liebesspiel begann. Mit seinen Lippen liebkoste er ihre Beine und knabberte an Ihr, streichelte sie zuerst überall. Er scharrte, flehmte, imponierte, zeigte Vorhandschlag und äusserte Laute. Es waren brummelnde Geräusche. Bis die ganze Paarung vorüber war, dauerte es ca. 20 Minuten.

Wenn eine Stute aus irgendwelchen Gründen keine Paarung will, zeigt sie dies deutlich durch Drohen, Weggehen, Hinterhand-Schlag oder Urinspritzen. Erst eine paarungswillige, hochrossige Stute bleibt stehen.

Dies ist auch der Grund, wieso ich persönlich den Sprung aus der Hand nicht wirklich Artgerecht finde. Der Hengst wird mit Trense zur Stute geführt. Diese wird in der Regel an den Fesseln ausgebunden und vorne angebunden. Das natürliche Paarungsvorspiel wird so auf ein Minimum reduziert und die jungen Hengste lernen auf diese Weise, sofort aufzuspringen. Erzwungene Kopulationen von nicht paarungsbereiten Stuten sind in der Natur sehr selten.

Wieder zurück zu meinem liebestollen Wallach. Nach 3-4 Tagen beruhigte sich das Liebesspiel wieder und es kehrte Normalität ein. Die zwei blieben sehr verliebt. Bei jeder Rosse das gleiche Szenario. Die Stutenbesitzerin bemerkte auch, dass die Stute das Liebesspiel suchte und es auch wollte.

Einige Zeit später, gründete ich eine Stallgemeinschaft. Mein Wallach traf erneut auf eine ihm unbekannte Stute. Wieder begann ein Vorspiel mit Knabbern, Beschnuppern, Streicheln…bis zur Paarung. Auch hier erhielt ich einige Tage später eine SMS von einer besorgten Anwohnerin, die beobachtete, dass mein Wallach seinen Schlauch so oft ausschachtete.

Ich liess es tierärztlich abklären und erhielt folgende Antwort: Es könnte ein Anzeichen auf Kolik sein, nur wären dann da auch noch andere Symptome zu sehen. Bei einem gesundheitlichen Leiden nimmt der Wallach die Position zum Urinieren ein und uriniert dann nicht. Auch vaginale Probleme wie Entzündungen, habe sie in den Jahren noch nie behandelt. Also Entwarnung der Tierärztin, mit einem Grinsen im Gesicht.

Sex – ein Tabuthema

Langsam hatte ich das Gefühl, es sei eher ein Problem der Menschen, zwei Pferde beim Paarungsakt zu sehen. Es kann vorkommen, dass ich meinen Wallach beim Masturbieren sehe. Da bleibe ich doch nicht stehen und starre ihn an?! Hat ein Pferd nicht auch seine Privatsphäre verdient?

Mein Fazit:

Das Sexualverhalten meines Pferdes nehme ich einfach an wie es ist. Ich finde es weder verwerflich, noch beängstigend.

Solange es natürlich, respektvoll und von beiden Seiten erwünscht ist, ist es einfach wie es ist. Punkt.

Let's talk about sex

Teaserbild von Frank Richter auf Pixabay

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Steffi Kilcher Künstlerin
Mit grosser Leidenschaft stelle ich Pferdehaarschmuck her und male ich lebensnahe Tierbilder. Mit viel Liebe und Sorgfalt, erschaffe ich so eine Verbindung zwischen Mensch und Pferd.

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