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Hilfzügel, Ausbinder und Consorten

von | Aug 3, 2017 | Allgemein

Häufig werde ich im Rahmen von Behandlungen darauf angesprochen, mit welchen Hilfszügeln oder Ausbindern man sein Pferd denn am besten longiere. Meine Antwort lautet immer: Mit gar keinen.

Wieviel Leder darf es sein?

Häufig werde ich im Rahmen von Behandlungen darauf angesprochen, mit welchen Hilfszügeln oder Ausbindern man sein Pferd denn am besten longiere. Meine Antwort lautet immer: Mit gar keinen.

Bis vor 10 Jahren gehörte ich zugegebenermaßen selber noch zu den Dreieckszügeln- und Co.- Verfechtern. Der Wendepunkt in meinem Gehirn kam zwangsläufig, als ich mich im Rahmen der Physiotherapie- und später der Pferdeosteopahie-Ausbildung mit Dingen wie Muskelphysiologie und Biomechanik befassen durfte.

Ich möchte hier gar nicht zu kompliziert ins Detail gehen, sondern nur ein paar einfache und nachvollziehbare Dinge erklären. 

Was spricht gegen Hilfszügel?

  • Sie haben keinerlei Lerneffekt für das Pferd – die Haltung ist immer erzwungen und hat nichts mit Selbsthaltung zu tun.
  • Der Hals ist für das Pferd wie für uns die Arme auf dem Schwebebalken – eine Balancierstange. Hilfszügel verhindern eine gute Balance.
  • Eine weiche Reiterhand kann nachgeben – ein Hilfszügel nicht.
  • Die Muskulatur wird über einen längeren Zeitraum dazu gezwungen, in ein und derselben Haltung zu verharren. Das führt in der Folge zu einem Hypertonus (Verspannung) und ein sinnvoller Muskelaufbau wird verhindert statt gefördert.
  • Dieser Hypertonus führt weiterlaufend zu Blockierungen der Gelenke, und ein biomechanisch freies Laufen, welches mit einer aktiven Hinterhand einhergeht, wird massiv gestört.
  • Eine ordentliche Stellung und Biegung ist nicht möglich

Stellung und Biegung

Auf den letzten Punkt mit der Stellung und Biegung will ich noch etwas genauer eingehen:

Man stelle sich die klassischen Dreieckszügel vor: Zwischen den Vorderbeinen befestigt  durch die Gebissringe – rechts und links seitlich am Longiergurt fest.

Nun schicken wir das Pferd auf einen Longierzirkel mit ca. 14 Metern Durchmesser. Das Pferd hat absolut keine Chance, in irgendeiner Art und Weise eine Stellung und Biegung einzunehmen, da die seitlich verlaufenden Hilfszügel es dazu zwingen, sich wie ein Motorrad in die Kurve zu legen. Das Pferd fällt auf die innere Schulter.

Aber will der Reiter unterm Sattel in der Volte oder auf dem Zirkel ein Pferd, welches sich nicht stellt und biegt und auf die innere Schulter kippt? Nein! Warum wird das dann beim Longieren gefördert, indem man das Pferd derart verschnürt?

Beispiel Equikinetic

Dualaktiviert

Auf dem Foto seht ihr mich mit unserer 6-jährigen Isländerstute Frauke in der Equikinetic. Sie trägt einen Kappzaum und selbstverständlich keinerlei Hilfszügel (hat das Pferd in seinem ganzen Ausbildungsweg noch nicht kennenglernt).

Ich denke, diese Ansicht von oben verdeutlicht sehr gut, was ich mit Stellung und Biegung auf dem Longierzirkel meine. Ich stehe auch nicht in der Mitte und zentrifugiere das Pferd um mich herum, sondern ich gehe auf Schulterhöhe mit und verhindere ein Kippen auf die innere Schulter (den “Motorradfahrer”).

Über eine Dehnposition oder Selbsthaltung des Pferdes muss man sich keine Gedanken machen. Das kommt nach einigen Wochen konsequenten Trainings von ganz alleine. Inklusive der dazugehörigen Muskulatur. 

Mit Hilfszügeln, die innerhalb von Sekunden den Kopf des Pferdes in eine Position zwingen, die wir als “schön” oder “korrekt” empfinden, bewirken wir gar nichts.

Ich für meinen Teil bin sehr froh, dass ich in den letzten Jahren vielen Pferdebesitzern – darunter auch Berufsreiter und Trainer- diese Trainingsmethode nahebringen durfte. Die Resonanzen und Erfolge sprechen für sich.

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