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Heulage - zu Unrecht verrufen?

Gras - Heu - Heulage

Stimmt die Qualität, so stimmt das Futter

Ein Pferd braucht zum Existieren Grundfutter. Doch für welches man sich entscheidet, hängt von diversen Umständen ab.

Nahrungsmittel bestehen aus den grundlegenden Komponenten Makronährstoffe, dies sind Kohlenhydrate, Proteine, Eiweisse und den Mikronährstoffen, bei welchen es sich um Vitamine und Mineralstoffe handelt.

Um die Verdauung aufrecht zu erhalten, sollten Pferde täglich einen Raufutteranteil von 2 bis 3% ihres Körpergewichtes erhalten.

Pferde benötigen Raufutter

Doch was ist Raufutter?

Unter Raufutter gehen strukturreiche Futtermittel wie Stroh, Heu, Heulage und Gras.

Da Stroh aufgrund des erhöhten Opstipationsrisikos nur zu einem geringen Anteil die Ration anreichert, werden wir hier nicht weiter darauf eingehen.

Heu und Heulage gelten als sogenannte Graskonserven, die Nahrung für den Winter bieten. Der Schnitt beider Produkte findet während oder kurz nach der Blütezeit statt, genauer ungefähr Ende Juni. Durch einen späten Schnitt wird gewährleistet, dass diese beiden Futterarten genügend Strukturfasern enthalten. Diese sorgen bekanntlich bei Pferden für längere Kauzeiten und somit mehr Speichelbildung.

Was unterscheidet denn genau diese beiden Futterarten und wofür werden sie verwendet?

Heu weist einen Trockengehalt von >85% auf, während Heulage 50 - 70% bis max. 80% Trockensubstanz aufweist. Wie man der Tabelle entnehmen kann, ähneln sich die Inhaltsstoffe der Graskonserven.

Heulage - besser als ihr Ruf

Schimmel / Milchsäurebakterien

Man könnte jetzt darüber diskutieren, ob sich nun der höhere Schimmelanteil im Heu oder die Milchsäurebakterien im Heulage schädlicher auf unsere Pferde auswirken.

Für Pferde, die unter Lungenerkrankungen leiden oder Senioren mit schlechteren Zähnen ist Heulage ein Segen, während Pferde mit Hufrehe eher darauf verzichten sollten.

Global kann deshalb nicht gesagt werden, dass beispielsweise Heulage wegen den Milchsäurebakterien ein "Krankmacher" darstellt.

Häufig treten Kunden mit dieser Einstellung an mich heran, dass Heulage quasi Gift darstellt. Im Gespräch stellt sich jedoch heraus, dass regelmässig Backhefe, Joghurt, Fermentgetreide flüssig und andere fermentierte Produkte im Trog landen. Wo bitte ist denn hier nun der Unterschied?

Die Zusammensetzung von Heu und Heulage

 

Heu/kg

Heulage/kg

Trockensubstanz

86 %

60 %

Energie

6.8 - 8 / MJ/kg

6 / MJ/kg

Rohprotein

87 %

90 %

Milchsäure

0.5

2.0

ph-Wert

6.0

5.6

Milchsäurebakterien (KBE/g)

0 / pro Gramm Futter

4.3 / pro Gramm Futter

Schimmel (KBE/g)

2.6 / pro Gramm Futter

0.8 / pro Gramm Futter

 

Was sind Milchsäurebakterien und wofür werden sie benötigt?

Lactobacillus im PferdedarmMilchsäurebakterien (Lactobacillus) gehören zu den wichtigsten Vertretern im Verdauungstrakt. Sie dienen den chemischen Umsetzungen von Glucose, Fructose und Lactose zu Milchsäure oder anderen Endprodukten, die den Lebewesen als Energiequelle dienen.

Die Gruppierung der homofermentativen Bakterien scheiden im Gärungsstoffwechsel, beim Abbau von Kohlenhydraten, als Hauptendprodukt Milchsäure (Lactat) aus. Milchsäure entsteht somit auch beim Abbau von Heu, Gras, Kraftfutter, kurz, bei jedem Lebensmittel.

Die zweite Gruppe, die heterofermentativen Bakterien, stellen bei der Verarbeitung neben Lactat auch Kohlendioxid oder Ethanol her, welches von der Leber abgebaut werden muss.

Umstrittener pH-Wert

Die pH-Werte im Pferdemagen unterscheiden sich je nach Magenregion. Der tiefste Wert befindet sich um den pH-Wert 2, sofern das Pferd ausreichend Raufutter erhält. Bei Kraftfutterfütterung befindet sich der tiefste Wert nur bei ca. 3.6. Dies kann dazu führen, dass der Nahrungsbrei nicht genügend desinfiziert wird und die Bakterien in den Dünndarm weiter wandern, wo sie Blähungen, Kotwasser etc. verursachen können.

Zusammenfassung

Die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen schreibt dazu:

Die einen Pferdehalter schwören auf Heu, die anderen auf Silage. Welches Futter eignet sich aber besser für Pferde? Eine alte Frage mit ebenso eindeutiger Antwort: Für die Raufutterversorgung der Pferde kommt beides in Betracht: Ob das eine oder andere, entscheidend bleibt die Futterqualität. Das gilt ebenso für Heulage oder „gewickeltes Feuchtheu“, ein Rauhfutter, das vom Trockensubstanzgehalt her betrachtet zwischen Silage und dem Heu einzustufen ist.

Betrachtet man die verschiedenen Aspekte, so wird deutlich, dass wohl nicht ein bestimmtes Raufuttermittel, wie jetzt hier besprochen Heu oder Heulage, als gut oder böse bezeichnet werden kann.

Wichtig ist der Geruch und die sensorische Beurteilung, denn Heu ist nicht gleich Heu. Verwenden wir unbelüftetes Heu, so haben wir im Gegensatz zu belüftetem Heu eine geringere Qualität durch hohe Staub- /Keimbelastung. Die Gefahr, beim Ökoheu solches mit Unkräutern wie Klappertopf oder gar Giftpflanzen zu verfüttern, ist nicht auszuschliessen.

Heulage ist bei sauberer Herstellung und guter Lagerung weniger mit Keimen und Staub belastet, enthält weniger Rohasche, zeigt eine gute Futterqualität und Futterhygiene. Ein grosser Nachteil ist hier der Abfall der Folien.

Jeder Pferdebesitzer muss individuell entscheiden dürfen, welches Futter für sein Tier am geeignetsten ist.

Autorin: Michaela von Zerssen, PferdeGesundheitSchweiz


Weiterführende Literatur:

Pferde im Wiesen-Glück

 

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