Extreme Trail

Abwechslung für Dein Pferd

Autorin: Alexandra Stöckli für die PASSION, das Schweizer Reitmagazin

Die Ideale Basis für eine vertrauensvolle Partnerschaft zwischen Mensch und Pferd. Saumpfade, steile Abhänge, steinige Wege, Hängebrücken, bewegende Untergründe, Baumstämme, Felsen, Wasserläufe u.v.m. – das ist EXTREME TRAIL!

Ein US-Amerikaner hat vor einigen Jahren, angelehnt an die ursprüngliche Western-Disziplin «Trail», diese neue Sportart ins Leben gerufen. Er wollte weg vom perfekt gerittenen Turnier-Pferd, welches in der Arena – ohne selbst zu denken – Kommandos befolgt, hin zum Ursprung des Arbeitspferdes. So, dass es auf einem langen Ausritt in rauem und unwegsamem Gelände zuverlässig, aufmerksam und selbstsicher den Reiter an sein Ziel bringt.

Aus dieser Idee entstanden im Laufe der Zeit vor allem in den USA, Canada und Europa EXTREME TRAIL Parks mit Hindernissen, die denen in der Natur möglichst nahekommen.

Und so wurde im Jahr 2012 die erste EXTREME TRAIL Parkanlage in Europa errichtet (Gut Hammerberg in Bayern, DE). Bereits ein Jahr später wurde die «1st EETA e.V.» (1st European Extreme Trail Association) in Deutschland gegründet.

In der Schweiz gibt es seit rund 3 Jahren die 1st EETA Sektion Schweiz. Aktuell gibt es drei offiziell registrierte EXTREME TRAIL Parks in der Schweiz (einzusehen unter www.eeta.ch). Die Betreiber sind zugleich auch Trainer und Richter. Die Schweizer Sektion führt ein eigenes Regelbuch, veranstaltet Turniere und ermöglicht den Teilnehmenden so den Zugang zur internationalen EXTREME TRAIL Disziplin. Die Teilnahme an den Turnieren ist für sämtliche Reitarten, Grössen, Alter und Equiden offen. Egal ob geritten, vom Boden aus, mit Packpferd, Begleithund, handicapped, Zaumlos – die Auswahl an verschiedenen Klassen und Schwierigkeitsgraden ist fast grenzenlos. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Art und Weise, wie das Pferd sich durch den Trail «denkt». Auf exakte Bewegungen, und ob es die geforderten Hindernisse aufmerksam, sicher, ruhig, entspannt und bei gleichmässiger Geschwindigkeit (ohne Zeitmessung) mittig überwinden kann. Auch Zuschauer lassen sich von den mutigen Pferden und der ruhigen Atmosphäre beeindrucken.

Nicht nur für turnierambitionierte Reiter, sondern auch für Pferdemenschen die ihrem Vierbeiner Abwechslung bieten wollen, bietet das Training im EXTREME TRAIL einiges.

Das Training

Bevor man die Hindernisse geritten überwindet, werden sie meist einzeln vom Boden aus trainiert. Dabei sind Vorkenntnisse in der Bodenarbeit nicht nötig und können gemeinsam erarbeitet werden. In der ersten Phase des Trainings versucht man dem Pferd die Möglichkeit zu geben, ohne Druck die neue Herausforderung zu lösen. Kein Pferd soll durch zu viel Druck durch ein Hindernis gezwungen werden! Die Pferde werden möglichst am langen Führseil in das jeweilige Hindernis hineingeschickt. Indem sie es alleine durchschreiten, werden ihre natürlichen Sinne und Reflexe als Lauf- und Fluchttier seitens des Menschen nicht unnötig gestört. Selbständig die jeweilige Aufgabe anzugehen schult auch das Vertrauen in den Menschen als Trainingspartner.

Das Pferd lernt, selbst auf das Hindernis zu achten. Dabei senkt sich der Kopf des Pferdes, es beginnt das Hindernis zu inspizieren (beriechen, scharren, abkauen) und sich seinen Weg zu suchen – «adapting the trail» – sich dem idealen Weg anpassen. In der zweiten Phase, gibt der Reiter/die Führperson mehr Anleitung. Das Ziel ist, dass das Pferd nicht nur über ein Hindernis läuft, sondern auch sensibel genug ist, um auf die Hilfen in Form von Anhalten, Rückwärtstreten, Drehen etc. des Menschen zu hören. In der letzten Trainingsphase wird darauf geachtet, dass das Pferd zuverlässig, aufmerksam und in korrekter Manier an alle Herausforderungen herantritt und auch auf die feinsten Führ- oder Reiterhilfen reagiert. Das Pferd löst nun die gestellten Aufgaben weitestgehend allein. Es ist stets aufmerksam und nimmt die feinen Hilfen des Menschen als Unterstützung wahr. Nebst der hervorragenden Aufmerksamkeitsschulung, können auch gezielt Muskelpartien und die Beweglichkeit der Pferde trainiert werden.

Horsetrail.ch – einer der drei registrierten EXTREME TRAIL Parks in der Schweiz

Horsetrail.ch wurde vor einigen Jahren von Sanja Leuenberger gegründet. Teilnehmende aus der ganzen Schweiz finden inzwischen den Weg in den EXTREME TRAIL Park im aargauischen Erlinsbach. Damit wurde ein erster Meilenstein von Horsetrail.ch gelegt.

Als die Idee aufkam, «mobile EXTREME TRAIL Kurse» anzubieten, war rasch klar, dass ein Trainer allein dies nicht bewältigen konnte. Ein zusätzlicher Trainer, der die Philosopie und das Engagement mittragen und dieselbe Leidenschaft für den EXTREME TRAIL teilen kann, musste gefunden werden. Alexandra Stöckli war von Anfang an begeistert von dieser «Sportart» und konnte als Ergänzung dazu gewonnen werden. Inzwischen sind die beiden rund 20 Tage pro Jahr mit dem «Trail-Mobil» unterwegs, geben Kurse in der ganzen Schweiz, organisieren Turniere und bilden eigene Trainer aus.

Unsere Leidenschaft

«Was uns als Trainer und Richter an dieser Disziplin fasziniert, ist die Zusammenarbeit zwischen Pferd und Mensch. Das Pferd als sehr feinfühliges Wesen zeigt uns, worauf wir beim Führen besser achten sollten. Durch die Mimik und Gestik des Equiden können wir lernen diese besser zu «Lesen». Jedes Pferd und jeder Besitzer ist individuell und daher individuell zu trainieren. Ängstliche Pferde bekommen mehr Selbstvertrauen, ungestüme Pferde lernen sich besser zu konzentrieren, rekonvaleszente Pferde können gezielt in der Bewegung gefördert werden. Wir lieben diese unkonventionelle Arbeit mit Pferd und Mensch! Eine Disziplin, die einfach unheimlich viel Spass macht. Sie bringt Pferd und Mensch einander näher. Auch Trainingsmöglichkeiten bei sogenannten «Problem-Pferden» werden aufgezeigt. Wir möchten Pferde, die freiwillig mitmachen und Spass haben an der Arbeit im EXTREME TRAIL.

Inzwischen begleiten wir einige unserer Kunden seit längerer Zeit. Immer wieder sind wir erstaunt und auch berührt, was die Pferd-/Reiterpaare gemeinsam schaffen können. Auch wenn es gerade bei sehr ängstlichen Pferden scheint, als ob ein sich bewegendes Hindernis niemals überwunden werden kann, wird das Pferd immer mehr Vertrauen fassen und mutiger werden. Wenn plötzlich der «Knoten» platzt und das Pferd-/Reiterteam scheinbar unüberwindbare Hindernisse gemeinsam meistert, dann geht uns das Herz auf!

Passion

PASSION denkt nicht in Sparten oder Disziplinen. Das Magazin ist offen und aufgeschlossen gegenüber allen Facetten der Reiterei. Und wir sind überzeugt, dass jeder Pferde-Fan mit der nötigen Offenheit auch von den Erfahrungen, den Ideen und dem Wissen aus anderen Bereichen der Pferdewelt profitieren kann. Eines bleibt immer gleich: unser Partner ist ein Pferd. Und das ist unsere PASSION.

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