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Das Besondere

von | Dez 18, 2021 | Kolumne, Psychologie

Besonders sein müssen

Autorin: Caroline Wolfer, natural horses

Ich glaube, das Besondere an mir ist, nicht mehr besonders sein zu wollen. Als Kindheitsmuster war das “besonders sein müssen” eine grosse Last. Und jetzt, in diesem Moment, wo ich mir überlege, mit welchen Angeboten ich den Menschen im nächsten Jahr am meisten dienen kann, bin ich mal wieder über das Muster gestolpert.

Kennst du das?

Du musst dir etwas ganz Spezielles ausdenken oder etwas Besonderes sein?

Oder ein spezielles Angebot kreiiren. Genauuuuuuuuuuuu. Es muss dann auch einen besonderen Namen haben, ein besonderes Bild dazu und ganz besondere Worte, damit die Leute darauf ansprechen. Vielleicht was Mystisches? Ein Ritual oder so? Das ist doch “In”.

Stress

….

….

Besinnlicher Winter

Das wunderschöne Winterwetter lädt mich zum Spazieren ein, und ich erlebe die Natur und die Tiere in ihrer ganz natürlichen Art, ohne dass sie besonders sein müssen. Ein Rotkehlchen fliegt vor mich hin, grinst mich an, zwinkert mir zu, hüpft drei mal auf und ab, schüttelt den Kopf und schon ist es weg.

“Ja, ja. Hab ich mich mal wieder verirrt”, merke ich grad. Noch einmal fliegt das Vögelchen eine Runde um meinen Kopf, um sich zu versichern, das ich es begriffen habe, und geht dann wieder.

Wie macht es die Leitstute?

“Ah stimmt. Was sag ich da immer von der Leitstute? Das Besonderste an der Leitstute ist, dass sie es absolut nicht nötig hat, besonders zu sein.”

Ich merke, wie ein tiefer Atemzug durch meinen Körper fliesst. Der Fluss reisst die unnötigen Gedanken mit und leitet sie in den Boden ab. Zuhause am Computer freue ich mich über das Erlebnis mit dem Rotkehlchen. Es war für mich besonders. Ich spüre mich wieder. Und ich merke, dass ich ja gar noch nie “In” sein wollte.

“Espectaculos invisibles”

So kleine Dinge haben so einen grossen Wert, und oft suchen wir so weit weg. Ich erinnere mich, als ich vor ein paar Jahren in Barcelona einen Demonstrationskurs mit Pferden gegeben hatte, den ich “Espectaculos invisibles” genannt hatte. “Unsichtbare Spektakel”.

Ein zweiter Atemzug rutscht den Körper hinunter. Diese kleinen Spektakel sind nicht unsichtbar, sie sind fühlbar. Das ist es. Das ist, was ich den Menschen zeigen möchte. Live, und in meinen Texten. Das ganz Banale, Alltägliche, das überall auf uns wartet, um wahrgenommen zu werden und uns mit tiefem Frieden zu beglücken. Und wie ich das so schreibe und alle Wörter rausfliessen dürfen, merke ich, wie es mich erleichtert. Das Teilen erleichtert. Und das Schreiben ist so etwas Wunderbares, wenn es einfach von innen nach aussen geschehen darf. Von alleine.

Wie besonders!


Die Pferdin

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Die Pferdin

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Caroline Wolfer

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