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4 Dinge, die uns Pferde über Kommunikation lehren

Man lernt nie aus

„It’s amazing what you can learn after you’ve learned all that you think there is to learn“  (Ray Hunt)

Autor: Andreas Nabicht

Deshalb ist Lebenslanges Lernen heute kein Trend mehr und wer mit Pferden arbeitet weiß, man lernt nie aus. Wenn ich heute zurückblicke, dann bin ich dankbar und immer wieder erstaunt, was ich in der Arbeit mit Pferden alles über mich lernen durfte und noch vor mir habe, zu lernen.

Meine Leidenschaft gehört der Boden- und Freiarbeit. Ich verrate Dir nachfolgend meine TOP 4 Themen, die mir Pferde über Kommunikation beigebracht haben. Du kannst hier sicherlich praktisches Wissen für den Umgang zwischen uns Zweibeinern nutzen und insbesondere im Verkauf und im Bereich der Führung, sind diese Erfahrungen wirklich sehr wertvoll.

1. Vertrauen aufbauen

In einer freilebenden Herde sind die beiden Führungspositionen vom Leithengst und der Leitstute besetzt. Beide haben sie ihre Aufgaben. Während der Leithengst die Rolle des Verteidigers einnimmt und für die Fortpflanzung zuständig ist, ist die Leitstute für die disziplinarische Führung der Herde verantwortlich und führt die Herde zu den saftigsten Futterplätzen und sichersten Wasserstellen.

So ist es auch bei Menschen. Vertrauen und Respekt spielen auch hier innerhalb eines Teams, oder innerhalb eines Unternehmens, eine große Rolle.

Vertrauen und Respekt sollten sich meiner Meinung nach die Waage halten und das ist auf Grund der vielen verschiedenen Charaktere innerhalb einer Gruppe nicht immer ganz so leicht, vor allem im Vertrieb.

Derjenige, der die Führungsposition innehat, sollte also feinfühlig sein und bereits handeln, bevor sich ein angespanntes Klima etabliert und sich das Gefühl der Unzufriedenheit und Demotivation breit macht.

 

2. Positive Handlungen oder Denken in die geforderte Richtung sofort honorieren

und negative Handlungen ignorieren und versuchen, diese in ein positives Erlebnis umzuwandeln.

Schuldzuweisungen und das Herausstreichen von Fehlern fördern ein vertrauensvolles und motiviertes Miteinander nicht unbedingt.

Der Mensch versucht viel zu häufig, Fehler zu verbessern oder besonders auf einen Fehler hinzuweisen. Schließlich soll dieser Fehler nicht mehr wiederholt werden. Diese Vorgehensweise empfindet derjenige, der diesen Fehler gemacht hat, als besonders unangenehm und das Aufbauschen dieses Fehlers führt letzten Endes häufig zu einer Eskalation bzw. zu einem Vertrauensbruch.

Vertrauen baut man sich mühevoll über Wochen und Monate auf, aber nur in einem unachtsamen Moment kann man das Vertrauen spielend einfach wieder verlieren.

Das ist nicht nur beim Menschen der Fall, sondern auch bei Pferden.

Negative Erlebnisse sollten also in der Arbeit mit Pferden und Menschen gleichermaßen behandelt werden:

  • Unvollständige Ergebnisse oder Fehler sollten nicht bestraft werden oder besonders stark hervorgehoben werden.

Im Gegenteil. Durch ein Training und durch eine Abfolge smarter Wiederholungen wird das Ergebnis Stück für Stück verbessert.

  • Fortschritte und positive Ergebnisse werden unmittelbar belohnt und ein authentisches und gezieltes Lob wirkt hier Wunder.

3. Weniger Druck machen

Druck erzeugt Gegendruck.

Beim Pferd ist das der sogenannte Oppositions-Reflex, eine Art Urinstinkt, der dann zutage tritt, wenn es gefangen ist, ein Raubtier sich verbissen hat und das Pferd gegen den Druck anrennt, um das Raubtier dazu zu zwingen, vom Druck abzulassen. In dieser Sekunde nutzt das Pferd all seine gespeicherte Energie, um zu fliehen.

Zu starker Druck bei einem Pferd kann also sehr schnell eskalieren und ich kann dir sagen, einen Kampf mit einem Pferd möchte ich gerne vermeiden. Wie ist das bei dir?

Ich weiß nicht, wo im Vertrieb die Belästigung beginnt, aber wenn ein Vertriebler den Bogen überspannt und so hart und oft nachfasst, dass es dem Kunden einfach zu viel wird, dann hat der Vertriebler zu viel Druck gemacht. Das kann z.B. daran liegen, dass der Vertriebler unbedingt noch den Abschluss in diesem Monat braucht. Dem potenziellen Kunden wird der Druck aber zu viel und er wird eine negative Entscheidung treffen, um sich dieser unangenehmen Situation zu entziehen.

Daher ist das richtige Timing in der Arbeit mit Pferden und in der Kommunikation mit Menschen ein entscheidender Faktor. Erstaunlich wenige Menschen machen sich darüber Gedanken, wie ich festgestellt habe.

 

4. Entspannen und loslassen

Als ich Reitunterricht nahm, habe ich anfangs den Fehler gemacht, direkt vom Office in den Stall zu fahren. Dabei hatte ich nicht nur meine Reitschuhe eingepackt, sondern den gesammelten Tages-Stress, meine Gedanken und Emotionen. Die Reaktionen der Pferde haben mir schnell gezeigt, dass dies nicht besonders clever ist und so habe ich mich vor dem Reitunterricht komplett entspannt, abgeschaltet, an nichts gedacht und bin dann motiviert und ruhig gestartet. Die Pferde haben es mir mit produktiven und aufmerksamen Trainingsabläufen gedankt.

Pferde sind monokulare Seher. Sie sehen nicht nur deutlich besser wie wir, bis leicht in den Infrarotbereich hinein, sie können auch unsere Gemütsstimmung durch Ablesen unseres Gesichtsausdruckscke, durch Mimik und Gestik, lesen und interpretieren.

Die oberste Pflicht eines Pferdebesitzers ist es also, den Adrenalinspiegel bzw. seine Emotionen möglichst im Griff zu haben. In einer Gefahrensituation orientiert sich das Pferd stark am Reiter und wenn der Mensch in dieser Situation ruhig bleibt, dann bleibt auch das Pferd ruhig. Wenn sich der Mensch aber nicht wieder schnell beruhigt oder die Probleme der ganzen Woche mit in den Stall nimmt, so werden die Trainingseinheiten mit Sicherheit sehr mühevoll sein und wenig Spaß machen.

Es gilt also die Regel: Ist der Adrenalinspiegel hoch, so ist der Lerneffekt niedrig.

Auch im Berufsleben ist es nicht immer leicht, loszulassen. Schließlich will man doch immer die Zügel fest im Griff haben, oder?

Dabei ist es doch auch sehr entspannend und schön, wenn man Mitarbeitern oder Kollegen Aufgaben übertragen kann und man sich sicher ist, dass diese zuverlässig erledigt werden.

Man lernt nie aus und deshalb finde ich das Leben zwar in dieser Betrachtung recht kurz, aber eben auch sehr faszinierend. Ich bin gespannt, was es diese Woche für mich wieder auf Lager hat.

Gewinnbringende Grüße

Andreas #derNabicht

 

Andreas Nabicht

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